13.09.2007: NRZ: Chemie bläst zum großen Buddeln

LEITUNGSBAU. Propylen soll vom Duisburger Hafen via Ruhrort und Homberg nach Meerbeck fließen. Ab Januar wird gegraben.

Nicht nur Bayer buddelt, um das Uerdinger Werk langfristig mit Kohlenmonoxid versorgen zu können. Ein deutsch-niederländisch-belgisches Konsortium will im Januar nächsten Jahres eine Rohrleitung von Meiderich über Homberg nach Meerbeck bauen. Durch die soll Propylen fließen. Empfänger des Kohlenwasserstoffs ist das Chemiewerk der Sasol GmbH, die den Rohstoff zur Kunststoffherstellung benötigt.

Erste Pläne sind zehn Jahre alt
Schon deren Vorgängerin, die Condea Chemie GmbH, hatte vor zehn Jahren eine solche Pipeline realisieren wollen, mit dem Ziel, "Propylen auf möglichst energiesparende, emissionsarme und umweltschonende Weise zu befördern (Vermeidung des Transportes über Straßen, Schienen- und Wasserwege) sowie Sicherheit und Zuverlässigkeit der Propylen-Versorgung zu erhöhen, um aufgrund der verbesserten Rohstoffverfügbarkeit die Standorte der chemischen und weiterverarbeitenden Industrie in Nordrhein-Westfalen und damit Arbeitsplätze zu sichern".
Zwischenzeitlich hatte das Venloer Unternehmen "European Development Company B.V." eine 520 Kilometer lange Verbundlösung von Rotterdam über Antwerpen nach Marl geplant. Allerdings haben sich Teile dieser Konzeption schon im Vorfeld als unwirtschaftlich herausgestellt. Jetzt soll ein 15 Zentimeter starkes Rohr vom Duisburger Hafen bis zu Sasol gelegt werden, samt Überwachungssystem, das eventuell auftretende Leckagen sofort meldet. Es beginnt an der Armaturenstation auf dem Gelände der Duisport AG im Bereich der Unterführung "Schlickstraße". Von dort verläuft die geplante Leitung bis zum ehemaligen Bahnhof Ruhrort, kreuzt die Friedrich-Ebert-Straße und läuft parallel der Deichstraße bis zur Brücke am Eisenbahnhafen. Nach der Kreuzung unterhalb der Brücke (offene Verlegung unter der Brücke) schwenkt die Leitung in nordwestlicher Richtung ins Rheinvorland ab. Bei Rheinkilometer 781,2 wird der Rhein in offener Bauweise (Düker, Länge circa 444 Meter) gequert.

Vorarbeiten sind erfolgt
Auf der linken Rheinseite verlässt die Leitung im Bereich "Hochhalen/ Am Steinchesbusch" das Rheinvorland, kreuzt in offener Bauweise den Rheindeich und die Rheindeichstraße in Richtung Uettelsheimer See, unterläuft die Zechenbahn, knickt in Richtung Norden parallel zur ihr bis zum Nordufer des Uettelheimer Sees. Nach 50 Metern verlässt die Pipeline das Stadtgebiet und wird parallel zu einer bereits vorhandenen Leitung nach Meerbeck geführt.
Die wichtigsten Vorarbeiten zur Montage des Dükers sind bereits erfolgt. Taucher und Suchschiffe haben den Rheingrund auf Kampfmittel hin abgesucht, die benötigten Landflächen wurden mit Sonden erforscht. Nahezu alle beteiligten Ämter haben ihr Placet bereits erteilt - weder Bodenschutz noch Gewässerschutz seien entscheidend tangiert. Die Untere Denkmalbehörde rät allerdings, die Baggerarbeiten "direkt durch archäologisch geschultes Personal" betreuen zu lassen. Am Uettelsheimer See nämlich wird immer noch eine römische Siedlung aus dem 2./3. Jahrhundert vermutet. Propylen ist ein Kohlenwasserstoff und wird als wichtiger chemischer Grundbaustein u.a. zur Herstellung von Kunststoffen benötigt. Es handelt sich um ein Gas, das aus Erdöl hergestellt wird. Propylen ist der Ausgangsstoff für zahlreiche Derivate, wie Polypropylen, Propylenoxid und Isopropyl und daher für zahlreiche auf Kunststoffbasis entwickelte Produkte. Es wird für vielfältige Zwecke in der Kfz-Industrie (u.a. Beleuchtung, Bremsen, Stoßfänger, Teppiche), für die Herstellung von CDs, Brillen, Schaumstoffen, Isoliermaterial, Sicherheitsglas, Haushaltsbehältern, Verpackungs- und Klebematerial sowie Kunstfasern im Bereich der Haushalts-, Möbel- und Bekleidungsindustrie verwendet. Propylen ist als nicht wassergefährdend eingestuft. Es ist farblos, geruchlos, in höheren Konzentrationen narkotisch und durch Verdrängung der Luft erstickend, hochentzündlich, bildet mit Luft explosionsfähige Gemische, es ist schwerer als Luft und verdampft schnell bei Freisetzung. Dabei kann es zu Nebelbildung mit Luftfeuchtigkeit kommen.

Quelle: NRZ vom 13.09.2007

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