22.10.2008: Lokalanzeiger Monheim: “Mit Sicherheit unsicher”

Neuer Planfeststellungs-Beschluss ändert nichts an der Pipeline

Von Bettina Salerno

Monheim. Bürger am, um und auf der Pipeline können aufatmen. Der neue Planergänzungsbeschluss setzt keine Inbetriebnahme voraus. Der Kampf geht weiter.

„Zählbar, messbar, wiegbar – mit einer klar definierten Sicherheitsgarantie und einer öffentlichen Beteiligung. Mehr haben wir nicht gewollt.“ so äußerte sich Bürgermeister Dr. Thomas Dünchheim zum aktuellen Planergänzungsbeschluss für „die Errichtung und den Betrieb einer Rohrfernleitungsanlage zum Transport von gasförmigem Kohlenmonoxid.“ – dem Volk besser bekannt als Todes-Pipeline.
Rechtsanwalt Dr. Jochen Heide, Vertreter in Sachen Pipeline der Städte Ratingen, Monheim sowie der Eheleute Muhr, ist empört und gleichermaßen enttäuscht über Äußerungen seitens Bayer Material Science AG. „Allein alle in dem 81-seitigen Beschluss geäußerten Drohungen bezüglich der Arbeitsplatzverluste sind einfach nur falsch.“ Heide zitiert: Wenn keine Inbetriebnahme stattfindet, müssten in Krefeld-Uerdingen 7000 Arbeitsplätze abgebaut werden Bei Inbetriebnahme wiederum werden in Brunsbüttel 300 neue Arbeitsplätze geschaffen. „Das gesamte Werk Uerdingen beschäftigt exakt 7000 Menschen, also soll deswegen das komplette Werk geschlossen werden? Wir freuen uns für Brunsbüttel, aber was bitteschön hat das mit NRW zu tun?“, ärgert sich Heide.
Fakt ist: Für die betroffenen Städte wird es definitiv keine weiteren Arbeitsplätze geben. Tatsache ist auch, dass Bayer nach wie vor die vorhandenen Fehler, wie die Nutzung von einwandigen Rohren und die unklaren Äußerungen bezüglich Sicherheit, nicht abgestellt hat.
„Windig, romantisch und nahezu lyrisch sind die Äußerungen der Bayer AG“, so Dünchheim. „Der BASF-Konzern nutzt sogar dreiwandige Rohre, nur mal so als Beispiel genannt.“
Dem stimmt auch Pipeline-Gegner Dieter Donner zu. „Der größte Hohn ist eigentlich, dass der Beschluss mal wieder nicht öffentlich behandelt wurde. Die Meinung der Bürger interessiert nicht. Hätte die Bayer AG von Anfang an die öffentlichen Belange respektiert und mit in die Durchführung des Projektes einfließen lassen, wäre alles schon längst erledigt.“
Der neue Beschluss ändert nichts an der jetzigen Situation. Die Inbetriebnahme der Pipeline hängt von der Zustimmung des Oberverwaltungsgerichtes in Münster ab. Das Gericht wiederum hielt eine öffentliche Beteiligung für notwendig und ratsam.

Quelle: Lokalanzeiger vom 22.10.2008

INFO
Pipeline in Zahlen

- Etwa 340000 Grundstücksbesitzer sind betroffen

- Dreiwandige Rohre würden das Austrittsrisiko um ein Vielfaches reduzieren

- Bei einwandigen Rohren (wie verlegt), reagieren Datenträger erst nach 24-stündiger Verzögerung

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