IG Erkrath fordert Tempo 30-Zonen

Die IG Erkrath schlägt im Interesse der Wohnqualität und insbesondere zur Sicherheit unserer Kinder ein geschlossenes Verkehrskonzept mit Tempo 30-Zonen vor.

"Die Belastung der Bevölkerung durch den noch immer zunehmenden Straßenverkehr stellt in vielerlei Hinsicht ein gravierendes Problem dar. Es besteht erheblicher Handlungsbedarf, die Lebensqualität in den Städten und Gemeinden zu verbessern, um ein Abwandern der Bevölkerung in das Umland zu verhindern und der Zersiedlung der Landschaft Einhalt zu gebieten. Neben dem Verkehrsaufkommen und der Verkehrszusammensetzung sind unangepasste Geschwindigkeiten ursächlich für hohe Immissionsbelastungen. Die Verlangsamung des Kfz-Verkehrs innerhalb empfindlicher Bereiche der Städte und Gemeinden stellt ein entscheidendes Instrument sowohl der Verbesserung der Stadtqualität, der Umweltbedingungen und der Verkehrssicherheit dar. Durch eine Reduzierung der innerörtlichen Geschwindigkeiten lässt sich sowohl die Geräuschbelastung als auch die Schadstoffemission verringern, zudem wird die Verkehrssicherheit deutlich erhöht."

(Quelle: Umweltbundesamt 1999)

Tempo 50 ist für Situationen, wie sie in Wohngebieten üblich sind, eindeutig zu hoch! Der Sicherheitsgewinn einer Tempo 30-Zone ist insbesondere für Kinder, Senioren und Behinderte erheblich. Kinder verunglücken nicht nur auf dem Schulweg! Nach neusten Erhebungen verunglücken Kinder am häufigsten nachmittags in der Zeit von 16:00-18:00 Uhr. Ein sinnvolles und bürgerfreundliches Stadt- und Verkehrskonzept weist Wohngebiete und reine Anliegerstraßen als „Spielstraßen“ (Schrittgeschwindigkeit bis höchstens 7 km/h) aus, wenn in dem Bereich Bürgersteige und Kraftfahrzeugverkehr nicht getrennt sind. Andere Wohnbereiche, die in diesem Sinne nicht entsprechend ausgebaut sind, sowie Straßen vor Kindergärten, Spielplätzen, Schul- und Seniorenheimwege sollten durch Tempo 30-Zonen angemessen erschlossen werden. Der IG Erkrath liegt ein Höchstmaß an Sicherheit besonders für die schwächeren Verkehrsteilnehmer wie Kinder und ältere Menschen am Herzen. Wir fordern, im gesamten Wohnquartier Sandheide, also auch auf dem gesamten Sandheider Ring bis zum Kreisverkehr Sandheider-/Beckhauser Straße Tempo 30 einzurichten. Das gilt z.B. auch für eine Ortslage, wie sie die Wohnbebauung an der Max-Planck-Str. darstellt.

In der Vergangenheit scheiterten entsprechende Vorstöße immer wieder am Einspruch der Rheinbahn. Das Verkehrsunternehmen gab an, bei Tempo 30 den Fahrplan nicht mehr einhalten und Anschlüsse nicht mehr sichern zu können. Die Rheinbahn droht, dass künftig drei Haltstellen der Buslinie 780 wegfallen und der Bus einen kürzeren Weg fährt, wenn der Sandheider Ring zur Tempo 30 -Zone erklärt wird. Damit wäre die Schildsheide nicht mehr erschlossen. Eine bedenkliche Nähe zum Erpressungsversuch.

Am 15.06.2007 charterte die BmU unterstützt von der IG Erkrath einen Linienbus und startete eine Messfahrt. Bernhard Osterwind von der BmU kam zu folgendem Ergebnis: Auf der gesamten Länge von der Haltestelle Immermannstr. über Haltestelle Gretenberger Str. bis zur Haltestelle Beckhauser Str. würde eine Tempo 30 Ausweisung eine Verzögerung von ca. 33 sec (Durchschnittswert in beiden Richtungen) nach sich ziehen. Da diese gesamte Strecke sowieso nicht als Tempo 30 Zone vorgesehen ist und eigentlich die Einführung von Tempo 30 vor der Kindertagestätte (Private Kindertagesstätte Kidspoint, Hof Gretenberg 21) und gegenüber dem Subzentrum bereits beschlossen war, wurde der politisch besonders umstrittene Abschnitt Immermannstr. bis Gretenberger Str. genauer gemessen. Auf diesem kurzen Abschnitt gab es eine Differenz zwischen Tempo 50 und Tempo 30 von (im Durchschnitt aller Messungen) nur 7,5 sec.!
Diese gemessene Verzögerung steht in keinem Verhältnis zum Zugewinn an Sicherheit für die Kinder am Sandheider Ring. Die gewonnene Lebensqualität durch weniger Lärm und Abgase überwiegt den kleinen Nachteil der Fahrzeitverlängerung von 7,5 sec.

Der Ausschuss für Planung, Umwelt und Verkehr hatte in seiner Sitzung am 08.02.2010 beschlossen, dass auf dem gesamten Sandheider Ring (einschließlich dem Kreisverkehr Sandheider Str. / Beckhauser Str.) Tempo 30 eingerichtet werden soll. Weiterhin wurde beschlossen, die Rheinbahn AG zu bitten, die zu erwartenden Zeitverzögerungen für Ihre Linien in diesem Bereich zu beziffern.

Herr Bürgermeister Werner hat den Ratsbeschluss an die Stadtverwaltung weitergeleitet. Die Verwaltung wurde angewiesen, den Ratsbeschluss an den Kreis als zuständige Behörde weiterzuleiten. Ferner wurden gemäß den Beschlüssen die Rheinbahn AG und die örtliche Polizeidienststelle um eine Stellungnahme gebeten.
Die Rheinbahn ist strikt gegen eine Tempo 30-Regelung. Sie sieht sich offenbar gezwungen, die Linienwege ihrer Buslinien anzupassen. Grund sind angeblich Verlängerungen der Fahrtzeit aufgrund der geringeren Geschwindigkeit der Busse. Bisher verläuft die Linie 780, aus Richtung Kempen kommend, von der Sandheider Straße nach rechts in die Schildsheider-, weiter über die Haaner- und Sedentaler Straße zum Hochdahler Markt. Der Vorschlag der Rheinbahn sieht vor, dass dieser Streckenabschnitt entfällt und die Linie 780 geradeaus über die Beckhauser Straße und Sedentaler Straße zur Haltestelle "Hochdahl, Schulzentrum" verkehrt. Dort könne der Bus wenden und auf gleichem Weg zurückgeführt werden. Die Haltestellen "Eichendorffweg", "Schildsheider Straße" und "Hattnitter Straße" würden nur noch vom Ortsbus 5 bedient, der aus nördlicher Richtung, über die Beckhauser Straße kommend, diesen Streckenabschnitt zusammen mit der Linie 780 befährt. Ursache für diese unverständliche Rheinbahnpolitik kann wohl kaum die beschlossene Tempo 30-Zone sein. Uns drängt sich das Bild auf, das es hier mal wieder nur um wirtschaftlichen Profit geht.

Tempo 30 ist in Erkrath ein Dauerthema. Nicht nur der Sandheider Ring fordert die Verkehrsberuhigung, auch besteht ein Begehren der Anwohner vom Millrather Weg. Sie kamen mit ihren Kindern und bunten Protestschildern am 18.02.2010 in den Sitzungssaal des Rathauses.

Mütter und Väter forderten Tempo 30 auf dem Schulweg zur Grundschule am Millrather Weg. Die Verkehrssicherheit Ihrer Schulkinder sei vorrangig. Seitens des Ratsausschusses wurde eingeräumt, dass es durchaus sinnvoll wäre, eine Verkehrsberuhigung zwischen dem Neuenhausplatz und der Matthias-Claudius-Straße zu schaffen. Die Mitglieder des Ausschusses für Planung, Umwelt und Verkehr beschlossen einstimmig, auf einem Teilstück des Millrather Wegs zwischen Niermannsweg und Matthias-Claudius-Straße Tempo 30 einzuführen. Die Überlegung, einen Schutzstreifen am Millrather Weg zur Grundschule einzurichten, wurde aufgegeben. Jetzt soll das „Tempo-30 Schild“ ein paar Meter direkt an die Straße „Am Maiblümchen“ vorgezogen werden. Wir sind gespannt, wann diese Maßnahme erfolgt und ob sie auch hilft.

Die Anwohner der Max-Planck-Str. kämpfen schon seit 30 Jahren um die Tempo 30-Zone ohne Zeiteinschränkung. Auch hier wird seitens der Stadt über die Aufhebung der zeitlichen Begrenzung (von 20:00 Uhr – 08:00 Uhr) nachgedacht.

Die Wahrung der berechtigten Interessen der Anwohner auf Sicherheit im Straßenverkehr und auf eine gute Busanbindung und Lärmreduzierung gleicht einem schwierigen Spagat und erfordert, wie wir sehen, ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl.

Bürger der Stadt Erkrath fordern Tempo 30 zum Schutz ihrer Kinder besonders rund um die Kindertagesstätten:

  • Kindertagesstätte Gretenberg, Sandheiderstr.
  • Kindertagesstätte Unterfeldhaus, Millrather Weg
  • Kindertagesstätte "Kidspoint", Gretenberg Hof

Mittlerweile erhielt die Stadt Erkrath Post vom Kreis Mettmann. Hier untersagt man die Einrichtung der Tempo 30-Zone des südlichen Teils der Sandheider Straße bis auf weiteres. Die Begründung lautet: Da der südliche Teil der Sandheider Straße Bestandteil des Vorfahrtstraßennetzes der Stadt Erkrath ist, wäre die Anordnung einer Tempo 30-Zone nach § 45 Abs. 1c StVO i.V. mit den VwV zu § 45 StVO rechtswidrig. Der Kreis Mettmann bittet die Stadt Erkrath um Stellungnahme.


Berichte in der Presse

Artikel "Sandheide für Tempo 30" in der Rheinischen Post vom 02.06.2006 (pdf)
Artikel "Raser in der Sandheide stoppen" der NRZ vom 03.06.2006 (pdf)
Artikel "Tempo 30 hier und da" der NRZ vom 20.06.2006 (pdf)

CO-Pipeline 28.06.2023
Städte scheitern mit Klagen gegen die CO-Pipeline
weiterlesen

CO-Pipeline 14.01.2022
Beschluss des Bundesverwaltungsgerichtes vom 14.01.2022 zu der Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision
weiterlesen

CO-Pipeline
Bezirksregierung genehmigt am 02.07.2020 Antrag auf sofortige Vollziehung.
Zur Pressemitteilung

IG Erkrath sagt „Danke“
Mit Unterstützung der VR Bank in Hochdahl wurde ein Wunsch des Vereins nun Wirklichkeit.
weiterlesen