04.10.2008: NRZ: Kehrtwende der SPD

Politiker sind lernfähig und können Meinungen ändern

KLARTEXT

Es war eine Bemerkung am Rande, eingebettet in eine Diskussion über Monheimer Themen beim „Gipfel-Gespräch“ diese Woche auf dem Monberg. Doch die Aussage „Ich will die CO-Pipeline nicht“ des stellvertretenden SPD-Fraktions-Chefs Werner Goller bedeutet für die Sozialdemokraten eine radikale Kehrtwende der bisherigen Pipeline-Politik. Denn die Monheimer SPD, als einziger Ortsverein im Rheinland bisher an der Seite von Bayer Verfechter der Kohlenmonoxid-Pipeline, hat erkannt, dass im Zweifel die Sicherheit der Bürger Vorrang hat. Und dass man den Beteuerungen von Bayer und Bezirksregierung zu den Sicherheitsstandards nicht trauen kann. In diesem Zusammenhang bezeichnet sich der als Lehrer tätige Goller als „Lernender“ – und das Verhalten Bayers in der Pipeline-Diskussion als „arrogant“. Noch vor wenigen Wochen wäre dies undenkbar gewesen.
Man darf davon ausgehen, dass Gollers Ausführungen kein Alleingang waren. Sicher ist, dass sie mit Fraktions-Chefin und Bürgermeister-Kandidatin Ursula Schlößer abgestimmt wurden. Bleibt zu hoffen, dass die komplette Monheimer SPD, inklusive des Chemie-Gewerkschafts-Bosses Werner Bischoff, hinter ihrer Fraktions-Spitze steht. Dies dürfte kein Problem sein: Schließlich gibt’s einstimmige Beschlüsse von Kreisparteitag und Landesparteitag gegen die Pipeline.
Die SPD in Monheim zeigt mit ihrem Meinungswechsel, dass Politiker lernfähig sind. Und, was viel wichtiger ist: Sie zeigt, dass auch sie Ängste, Sorgen und Nöte tausender Menschen in der Region erst nimmt.gÖTZ MIDDELDORF

Quelle: NRZ vom 4.10.2008