17.10.2009: NRZ: CO-Pipeline durch den Schützengraben

Kreis Mettmann, 17.10.2009, Daniel Neukirchen

Erkrath. Der Streit um Bayers geplante CO-Pipeline geht weiter. Die „IG Erkrath” hat nachgeforscht, wo vor Ort Kampfmittel in der Erde ruhen könnten – die Pipelinetrasse führt durch solche Gebiete. Der IG-Vorsitzende, Wolfgang Cüppers, vermutet "1000 Granaten", die noch nicht gefunden wurden.

Nicht wieder zu erkennen ist das heutige Erkrath auf Luftbildaufnahmen von 1943. Ein Anhaltspunkt liefern lediglich die Betonlinien, die die Autobahnen 3 und 46 auch damals schon in die Landschaft malten. Unterbacher See und Unterfeldhaus? Gab es damals noch nicht. Hauptsächlich Felder zeigen die Aufnahmen aus Kriegszeiten. Für die Pipeline-Gegner von der „IG-Erkrath” sind besonders die gelben Punkte auf der Karte von Interesse. Sie markieren Stellen, an denen es vor Ort Bombenabwürfe oder Flakstellungen gegeben hat. Ein paar Auszüge aus der Legende: Haus Unterbach, Ten Ofen, Erkrather Straße, Römerweg, Hochdahler Straße, Schöne Aussicht, Alt-Hochdahl. Auch die A3 und die Bahnstrecke Wuppertal-Düsseldorf finden Erwähnung. Gerade hier verläuft die Pipeline.

Nachdem aus dem Landtag in Düsseldorf bekannt wurde, dass die Baufirma Wingas die Trasse der umstrittenen Kohlenmonoxid-Röhre nicht auf Kampfmittel untersucht hat, war der Aufschrei und die Entrüstung groß. Nicht nur unter dem harten Kern der Pipeline-Gegner. Auch Regierungspräsident Jürgen Büssow äußerte seinen Unmut.

Suche im Stadtarchiv
Die „IG Erkrath” wollte es jetzt genauer wissen: Welche Gefahrenpunkte gibt es konkret in Erkrath? Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich Mitglieder der Gruppierung eine Woche lang. Sie forschten in den düsteren Kapiteln Erkrather Historie, sprachen mit Zeitzeugen und durchforsteten das Stadtarchiv nach Informationen. IG-Vorsitzender Wolfgang Cüppers sagt: „Fast alle berichteten von einer starken Bombardierung der A3 und der Bahnstrecke.”

Das wäre nicht so schlimm, wenn laut Cüppers nach dem Krieg systematisch nach Kampfmitteln gesucht worden wäre. Überall dort wo auf der Karte die gelben Markierungen warnen. Das sei aber nicht geschehen. „Nur in Verdachtsfällen, wenn etwas gefunden wurde”, so Cüppers.

Schon 1000 Granaten gefunden
Von solchen Geschichten hörten die Erkrather in ihren Gesprächen mit den Zeitzeugen. Da habe in Unterfeldhaus ein Bauer eine Bombe hochgepflügt und da haben im Naturschutzgebiet Bruchhausen Kinder beim Spielen Granaten gefunden – und diese mit in die Schule genommen. 1000 Granaten seien laut Nachforschungen von „IG Erkrath” bereits vor Ort gefunden worden. Cüppers schätzt: „Nach dem, was wir gehört haben, ruhen bestimmt noch einmal so viele in der Erde.” Auch Munitionsreste, die in Höhlen versteckt wurden, stellen eine Gefahr da.

Der Erkrather kann nicht verstehen, wie Bayer die Pipeline ohne Kampfmittelsicherung etwa auch durch einen alten Schützengraben – dort wo heute die Siedlung Am Maiblümchen liegt – verlegt hat. „Die haben bewusst ihre Arbeiter einer lebensgefährlichen Situation ausgesetzt.”

Unterlagen weitergegeben
Das Material hat die „IG Erkrath” der Verwaltung übergeben. Alexander Weiß, Leiter des Planungsamts, sagt: „Wir können die Unterlagen selbst schlecht beurteilen und haben sie an die Bezirksregierung beziehungsweise den Kampfmittelräumdienst weiter gegeben.” Bislang gab es keine Reaktion. Cüppers glaubt: „Bayer wird so dreist wie vorher weitermachen.”

Quelle: Der westen - NRZ

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