10.03.2010: Der Westen: Rheindüker Köln : Bayer soll für CO-Pipeline den falschen Stahl benutzt haben

Süd, 10.03.2010, Florian Müller

Duisburg. Bayer soll bei der umstrittenen Kohlenmonoxid-Pipeline, die auch durch Duisburg verläuft, teilweise eine nicht genehmigte Stahlsorte verbaut haben. Die Bezirksregierung verlangt nun mehr Auskünfte über das Projekt. Gleichzeitig kündigte Bayer eine Verbesserung im Sicherheitssystem an.

Zwei Paukenschläge gab es am Mittwoch im Zusammenhang mit der Kohlenmonoxid-Leitung von Bayer Material Science (BMS) von Worringen nach Uerdingen. Die Düsseldorfer Bezirksregierung gab bekannt, dass nach einer Mitteilung von BMS „beim Rheindüker zwischen Köln-Worringen und Monheim sowie an neun weiteren Kreuzungsstellen andere Stahlsorten anstelle der genehmigten Stahlsorte verbaut worden sind.“ Genehmigt war die Stahlsorte L485 MB, verbaut wurde aber nach BMS Angaben die Stahlsorten L415 MB und L360 MB.

Bayer Material Science selbst kündigte an, über der Kohlenmonoxid-Pipeline auf der kompletten Trasse zwischen Dormagen und Uerdingen nun ein zweites Geo-Grid-Schutzgitter verlegen zu wollen, dass 80 Zentimeter breit sein soll. Auf diesem Gitter soll weiter ein zusätzliches, 30 Zentimeter breites Trassenwarnband liegen. „Geo-Grid und Trassenwarnband sollen über dem bereits verlegten Schutzgitter in einer Tiefe von ca. 0,9 Metern eingepflügt werden. In den vergangenen Wochen fanden mehrere erfolgreiche Feldversuche statt, die die technische Machbarkeit unter Beweis gestellt haben. Durch die Verlegung des zusätzlichen Schutzgitters entsteht ein mehrstufiges Warnsystem zur Vermeidung von Beschädigungen der Leitung“, teilt der Konzern in Leverkusen weiter mit.

Rohrbuch vorlegen

Die Düsseldorfer Bezirksregierung hat BMS aufgefordert, das Rohrbuch der Pipeliner vorzulegen. Dieses vom Erbauer der Pipeline, die Firma Wingas, geführte Buch enthält eine zusammenfassende Darstellung des verbauten Rohrmaterials. „Diese Aufforderung erging anlässlich der Information der Bayer Material Science AG im Februar 2010, dass beim Bau des Rheindükers im Jahre 2006 die vorgenannten Stahlsorten für das Pipelinerohr verbaut worden sind. Durch die Vorlage des Rohrbuches, das bislang erst für den nördlichen Pipelineabschnitt (Baulos 2) abschließend vom Sachverständigen geprüft wurde, wird der Bezirksregierung Düsseldorf nunmehr ermöglicht, zu prüfen, welches Rohrmaterial im Verlauf der gesamten, nahezu fertig gestellten Pipeline eingebaut wurde“, teilt die Bezirksregierung weiter mit.

Für den Vorgang hat Erich Hennen, Sprecher der Bürgerinitiative COntra-Pipeline, nur ein Kopfschütteln übrig: „Das zeigt uns doch, dass dieses Rohrbuch nie kontrolliert worden ist. Es ist doch ein Witz, dass die Bezirksregierung erst jetzt, nachdem die komplette Leitung verlegt ist, Einsicht in das Rohrbuch genommen hat. Uns wurde vom Pipelinebauer diese Einssicht immer verweigert.“

Weniger flexibel

Die nun im Düker bei Köln verbaute Stahlart, so Hennen, sein weniger flexibel als die geforderte Norm L485. Gerade aber beim Bau einer Pipeline, wo Rohre sich beim Einbau und Verlegen schon mal biegen müssen, sei diese Stahlart zwingend notwendig.

Zu dem Vorgang findet die Pressestelle in Düsseldorf dann auch deutliche Worte: „Eine verfahrensrechtliche Erklärung der Bayer Material Science AG zum weiteren Vorgehen in dieser Angelegenheit liegt der Bezirksregierung bislang nicht vor. Die Bezirksregierung geht davon aus, dass ein Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung erforderlich werden wird.“ Dem setzt Erich Hennen noch eins drauf: „Nachdem nun wieder ein Mangel aufgedeckt worden ist, halten wir die komplette Aufrollung des gesamten Planfeststellungsverfahrens für absolut erforderlich.“

Zum Verlegen des zweiten Schutzgitters erläutert BMS-Projektleiter Werner Breuer: „Mit dieser freiwilligen Maßnahme erhöhen wir das Sicherheitsniveau der Pipeline nochmals und tragen den Bedenken des Verwaltungsgerichts Düsseldorf Rechnung. Gleichwohl sind wir nach wie vor davon überzeugt, dass schon das bisherige Sicherheitskonzept ausreichend ist. Denn: Wir übertreffen die gesetzlichen Regelungen - diese Pipeline setzt weltweit Maßstäbe in puncto Sicherheit.“ Dazu merkt Erich Hennen an, dass BMS mit diesen Maßnahmen nur einer Aufforderung des Verwaltungsgerichtes Düsseldorf im letzten Sommer nachkomme.

Quelle: Der Westen - WE

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